Der Skischüler 2.0 lässt grüßen!

Seit 1947 der erste Skilehrplan Österreichs erschien, hat sich viel getan. Skifahren erlernen ist längst nicht mehr exotisch und eher eine Frage von Stunden denn Wochen. Doch Skifahren wird seit der Pisten-Massenbewegung der 1970er und 80er Jahre, im Zusammenhang mit Klimaentwicklung und Energie-Preisen zunehmend wieder sehr exklusiv. Und noch etwas (wichtiges): das Selbstbild des modernen Skischülers hat sich gewandelt. Er lässt sich vor allem eines nicht mehr – für blöd verkaufen. Ein einzelner Kunde aus Hamburg oder London kann durchaus besser über die Angebote der gesamten Skiwelt informiert sein, als viele alpine Eingeborene zusammen.

Denn das Internet ist ein imposantes Ausdrucksmittel für Verbrauchermacht. So informieren sich rund 80 Prozent aller Reiselustigen inzwischen vor einer Buchung auf Bewertungsportalen im Internet. Wo der Schnee am besten ist, wohin man unbedingt zum Skifahren muss, von welcher Skischule man besser die Finger lassen sollte, verbreitet sich im Netz wie ein Lauffeuer. Wer etwas zu sagen hat, tut dies im Web. Die Community hört gerne zu – und gibt die gefundenen Erkenntnisse bei Gefallen gleich weiter. Heute bittet man seine Kunden nicht mehr um eine Empfehlungsadresse, sondern um eine Bewertung im Internet.

Manche Anbieter haben die online geäußerten Meinungen und vor allem die wichtigen Fragen zum Skiurlaub allerdings noch gar nicht auf dem Radar. So entgeht ihnen auch, dass viele potenzielle Kunden bereits verloren sind, bevor es überhaupt zu einem ersten Kontaktversuch kommt. Jede Skischule hat zwar bereits eine Website, brav mit Angebotsübersicht und Kontaktdaten, aber die statischen Inhalte der meisten Anbieter erscheinen dem Suchenden mehr oder weniger ident und obendrein als ziemlich abgerutschter Schnee von gestern.

Neben dem Skischüler 2.0 gibt es aber auch einen Skilehrer 2.0. Er sieht seinen Kunden als Individuum und holt ihn ganz persönlich dort ab wo Menschen sich gerne treffen. Bei individuellen Bedürfnissen und mit persönlichen Gesprächen, egal ob im Web, am Strand, im Café oder im Schnee. Für den Skilehrer 2.0 ist der Kunde in erster Linie als Mensch interessant und ob sich mit ihm eine längerfristige gute Zusammenarbeit entwickeln kann. Nicht jeder muss um jeden Preis auf jeden Gast abfahren und umgekehrt. Und dem modernen Skilehrer geht es vorwiegend um Klasse statt Masse, denn er sieht seine Arbeit nicht als bloßen Ferienjob, sondern einen Beruf den er liebt.

Nun könnten jene Skischul-Bewahrer, die sich vehement gegen die vermeintliche Konkurrenz durch autonome Skilehrer wehren, wegen all dieser Gedanken noch mehr in Panik geraten, sie könnten sich aber auch wieder entspannen. Der Kunde des freien Skilehrers ist nicht der typische Skischulkunde. Er fährt mit „seinem Skilehrer“ und nicht mit irgendeinem. Er fährt mit ihm überall hin und Ski – in den Rockies, in Kitzbühel, im Libanon – und im Sommer auch manchmal Rad. Er vertraut ihm nicht nur in Sachen Sicherheit und Skitechnik, sondern oft auch ganz persönliche Gedanken an. Und last not least wird ihm eines ganz sicher gelingen: er wird mit seiner Nachfrage über kurz oder lang den Markt bestimmen!

 

 

Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors :  Nicola Werdenigg (Nicola Spiess), Staatliche Skilehrerin und Skiführerin, ehemalige  Rennläuferin,

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